Entwicklungstendenzen der deutschen Sprache im Zeitalter der Digitalisierung (Lisa)


Unser derzeitiges Zeitalter ist von der Digitalisierung geprägt. So gut wie alles läuft mittlerweile über technische Geräte. Die Smartphones sind ein alltäglicher Begleiter geworden und man kann sie sich nicht mehr wegdenken. Immer mehr fallen die alten Kommunikationskanäle weg und neue treten in Erscheinung. Dies zieht die berechtigte Frage nach sich, welche Entwicklungstendenzen der deutschen Sprache sich abzeichnen.
Als erstes schauen wir uns die pragmatischen Einflussfaktoren dieser Geschehnisse an. Eines ist dabei ganz offensichtlich: Durch die modernen Medienkanäle ist die körperliche und zeitliche Kopräsenz in der Kommunikation nicht mehr zwingend gegeben. Die Kopräsenz in der Kommunikation, etwa im Sinne einer Face-to-face-Kommunikation, findet nun zunehmend unter den Bedingungen einer computervermittelten Kommunikation nurmehr als kanalreduzierte Kommunikation statt, wodurch die Elemente der Mimik und Gestik etwa wegfallen. In der digitalen Kommunikation entwickelt sich zudem zunächst eine Zunahme der Schriftlichkeit bei konzeptioneller Mündlichkeit.
In der Theorie von Prof. Dr. Nicola Döring wird davon ausgegangen, dass durch die technisch bedingte Beschränkung des Internets (Kanalreduktionstheorie), eine Verarmung im Kommunikationsprozess unvermeidbar wäre. Wenn es nach Döring geht sieht sie folgende Risiken für die Entwicklung der menschlichen Kommunikation: Ent-Sinnlichung, Ent-Emotionalisierung, Ent-Kontextualisierung, Ent-Menschlichung, Ent- Räumlichung, Ent-Zeitlichung und Ent-Zeitlichung.
Dadurch, dass wir durch die neuen Kommunikationskanäle immer mehr und schneller Nachrichten und Informationen zugeschickt bekommen, müssen wir auch immer mehr Massen verarbeiten können. Wir lesen, schreiben und kommentieren viel mehr mit anderen Personen. Dieser Prozess wird als „Masseninteraktion“ beschrieben. Daraus entwickelt sich dann ein „Overload“. Die Zeit eines Menschen und seine Aufmerksamkeit sind nur begrenzt vorhanden. Die genaue Rezeption von Informationen und Nachrichten nimmt ab, weil der Mensch gar nicht mehr die Zeit hat, diese ganzen Mitteilungen zu verarbeiten und dies bezeichnet man dann als „Informationsoverload“.
Durch die Digitalisierung wird schleichend auch die Lexik und die Syntax verändert. Dem Menschen wird es durch die Digitalisierung ermöglicht seinen Wortschatz zu erweitern, neue komplexe Zusammenhänge und Erfindungen rund um die Digitalisierung erfordern neue Wörter (Neologismen). Ein ständiger Begleiter sind die Anglizismen und Lehnbildungen, bei denen Wörter aus einer anderen Sprache ins Deutsche übernommen werden.
Deutlich zu erkennen ist in der digitalen Kommunikation die Häufung von Abkürzungen wie „SMS“ oder „LOL“ (Akronyme) oder auch homophone Abkürzungen wie „4u“ oder „cu“. Inflektive wie *hust*hust* und deskriptive Interjektionen, bei denen man seine Empfindungen zum Ausdruck bringt, wie zum Beispiel in „Aua“, wirken der von Döring angesprochenen Ent-Sinnlichung und Ent-Emotionalisierung entgegen und kompensieren gewissermaßen die kanalbedingten Reduktionen im Sinne einer Verarmung. Mimik wird kompensiert durch Emojis. Groß- und Kleinschreibung wird zum Gefühlsausdruck eingesetzt: diese Funktion erscheint wichtiger als das Befolgen der Rechtschreibregeln. Zudem wird auch die Interpunktion dafür genutzt, gewisse Aussagen zu verdeutlichen. Aktuell zeichnet sich die Tendenz ab, dass die Schriftlichkeit, die in der digitalen Kommunikation (wenn auch unter den Vorzeichen der konzeptionellen Mündlichkeit) zunahm, ersetzt wird durch Fotos, Videos, Gifs, Videoanrufe und Sprachnachrichten. Wie sich die Sprache unter diesen Vorzeichen im Angesicht der Digitalisierung weiterentwickelt, lässt sich schwer sagen. Wir dürfen gespannt sein.

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