Aufklärung als Männersache? - Zur Rolle der Frau (Justin)
Die Rolle der Frau blieb im 18. Jahrhundert trotz der Zeit der
Aufklärung mit ihren vielen Veränderungen zunächst von Revolutions-und
Reformgedanken unberührt. Genauer betrachtet entwickelte sich der Stand der
Frau im Vergleich zum 17. Jahrhundert sogar zurück, denn zu dieser Zeit waren
Frauen zumindest noch Teil des Arbeitsprozesses. Das änderte sich im 18.
Jahrhundert drastisch. Denn während großnamige Philosophen und Wissenschaftler
einen genauso individuellen wie gesellschaftlichen Emanzipationsprozess
vorantrieben, der eine Selbstbestimmung des Individuums ermölichen sollte und
Vernunft wie auch Wissen als oberste ethische Normen beim Volk etablierte,
definierte sich die Rolle des weiblichen Geschlechts vor allem als Hausfrau,
Ehefrau und Mutter.
Frauen sollten möglichst schnell verheiratet werden, denn
unverheiratete Frauen wurden zu dieser Zeit verachtet und als sozial nutzlos
angesehen. Die meist noch jungen Damen hatten zudem auch oft keine
Entscheidungsgewalt bei der Suche nach einem Ehepartner. Der Vater wählte
diesen nach Kriterien wie zum Beispiel Reichtum oder dem Ruf in der
Öffentlichkeit aus.
So hatten Frauen am Anfang des 18. Jahrhunderts vorerst nicht die
Möglichkeit ein unabhängiges Leben zu führen und sich selbst zu verwirklichen,
weil der zeitgenössische Gedanke von Emanzipation sie als weibliches Individuum
nicht berücksichtigte. Zu jener Zeit war das gesellschaftliche Verständnis über
das Verhältnis von Mann und Frau weit von einer Gleichberechtigung der beiden
Gechlechter entfernt. Selbst die Äußerung der eigenen Meinung war für Frauen
untersagt. Da sie auch kein Recht auf Mitbestimmung bei der politischen
Gestaltung ihres Gesellschaftssystems hatten, konnten sie daran auch ohne
weiteres nichts ändern.
Den meisten Frauen blieb folglich nur der Griff zur Feder,
vorrausgesetzt sie hatten das Glück gehabt, sich schriftlich und mündlich
artikulieren lernen zu dürfen. Das war für viele Frauen eine der wenigen
Möglichkeiten ihre eigene Meinung öffentlich äußern zu können, da der Weg über
die Literatur anonym genommen werden konnte, ohne die Verachtung der
Gesellschaft mit ihren Konsequenzen befürchten zu müssen. Teilhabe an
wissenschaftlich relevanter Literatur wurde der Frau allerdings verwehrt und
als peinlich verstanden. Literatur diente den Frauen bis in das späte 18.
Jahrhundert als "Sprachrohr" für das Vermitteln der eigenen
Unzufriedenheit.
Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts und mit Beginn der späteren
Aufklärung wurde im Zuge der französischen Revolution das bis dahin einseitige
Verhältnis zwischen Mann und Frau ernsthaft hinterfragt und überdacht. Die
französische Revolutionärin, Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Olympe de
Gouges verfasste 1791 die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin und rief
alle Frauen öffentlich zur Überwindung ihrer gesellschaftlichen Unterdrückung
auf. Sie schuf damit nicht nur den Grundgedanken der Frauenbewegung, sondern
machte den Anfang der so genannten
"Ersten Welle" der Frauenbewegung im heutigen Europa.
Mit Blick auf das 18. Jahrhundert war die Leitidee der Aufklärung:
"Man solle sein Leben und Denken selbst bestimmen können"
hinsichtlich der Rolle der Frau also nicht realisiert worden. Man forderte zwar
Toleranz, Emanzipation und Freiheit für das menschliche Individuum, ließ dabei
aber die Frauen außen vor. Allen voran zum Beispiel auch Immanuel Kant, einer der Schöpfer
dieser Leitidee, der gebildete Frauen sogar diskriminierte.
Heute hingegen ist im Sinne dieser Aufklärungsidee der eingangs
erwähnte Emanzipationsprozess auch auf die Rolle der Frau gegenüber dem Mann
übertragen worden. Das geschah zwar
vorwiegend erst im 20. Jahrhundert, aber der Funke, der aus den Grundgedanken
der Aufklärungsidee hervorging und der Auslöser für diese Reform des Denkens
ist, findet seinen Ursprung trotzdem im 18. Jahrhundert. Daher waren die Leitideen der Aufklärung auch für die Rollenverteilung der
beiden Geschlechter revolutionär, auch wenn es nicht sofort, sondern erst später erfahrbar war.
Quellen:
https://prezi.com/product/?click_source=logged_element&page_location=hamburger_menu_product_dropdown&element_text=presentations
https//www.schulhilfen.com/die-stellung-der-frau-im-18-jahrhundert.htm
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-22_93338_6_2
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